Friday, December 28, 2007

Fremde Federn 2.0

Und gleich noch einmal:

"(...) und ich hatte nur eine einzigen Gedanken in dieser Zeit, nämlich den Selbstmordgedanken; aber wirklich Selbstmord zu machen, dazu war ich zu feige und auch viel zu neugierig auf alles, von einer schamlosen Neugierigkeit bin ich zeitlebens gewesen, das hat immer wieder meinen Selbstmord verhindert, ich hätte mich tausendemale umgebracht, wenn ich nicht immer von meiner schamlosen Neugierde zurückgehalten worden wäre auf der Erdoberfläche. Nichts habe ich zeitlebens mehr bewundert als die Selbstmörder. Alles haben sie mir voraus, alles, habe ich immer gedacht, ich bin nichtswürdig und hänge am Leben, und ist es noch so scheußlich und minderwertig, noch so abstoßend und gemein, noch so billig und niederträchtig. Anstatt mich umzubringen, gehe ich alle widerwärtigen Kompromisse ein, mache ich mich allem und jedem gemein und flüchte in die Charakterlosigkeit wie in einen stinkenden, aber wärmenden Pelz, in das erbärmliche Überleben!"
- Thomas Bernhard, Die Kälte. Eine Isolation.

Fremde Federn

"Genau wie in der Wissenschaft ist auch im Leben das Ethische stets kreuzlangweilig. Wie krass ist doch der Gegensatz: Unter dem Himmel der Ästhetik ist alles anmutig, schön, flüchtig; schreitet aber die Ethik einher, dann wird alles rauh, hässlich, unbeschreiblich langweilig."
- Kierkegaard, Tagebuch des Verführers